Mensch Musikerin: Ho Jung Sung
Bereits mit 15 Jahren kam Ho Jung Sung alleine nach Deutschland. Für die junge Celloschülerin war klar: Sie will in Europa studieren, denn klassische Musik kommt eben genau hier her. Also begann sie ein Studium an der Musikhochschule in Düsseldorf. Sie lebte zunächste bei einer Gastfamilie, zu der ihr koreanischer Cello-Lehrer Kontakt pflegte. Mit drei vollgepackten Koffern im Rheinland angekommen, lernte Ho Jung die deutsche Sprache, aber auch die deutsche Kultur kennen. Sie berichtet von einigen Kulturshocks, die sie kurz nach ihrer Ankunft in ihrer neuen Wahlheimat erlebte. Jochen Keller hakt nach, wie es für Ho Jungs Eltern war, ihre Tochter gehen zu lassen. "Für was genau steht Deutschland in Korea?", will Jochen Keller wissen. Ho Jung listet auf: Pünktlichkeit, Genauigkeit, gute Produkte. Sie berichtet von ihrer schulischen Ausbildung: In Korea besuchte Ho Jung eine Schule, auf die nur Kinder mit der Ambition "Musikerin werden" gingen. Sie war von Kindesbeinen an umgeben von Musik und einem Alltag voller üben und noch mehr üben. Nach ihrem Cello Studium merkte sie dann, dass da noch mehr ist als die Musik, die sie interessiert und so entschloss sie, ein Studium der Medien- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf zu absolvieren. Und das war für sie eine dankbare Herausforderung, denn dort lernte sie schwierige Texte zu begreifen und darüber zu diskutieren. Etwas, was sie in ihrem Musikstudium vermisste und in ihrer schulischen Ausbildung in Korea nicht gelernt hat. Ho Jung merkt, dass sie sich über die lange Zeit in der sie schon in Deutschland lebt verändert hat. Sie spricht von zwei Identitäten, von zwei Kulturen, die sie prägen. Die unterschiedlichen Sprachen und ihre Ausdrucksformen verstärken dabei dieses Gefühl. Dabei schätzt sie die Ehrlichkeit in ihrer neuen Heimat, das Deutsche das sagen, was sie meinen. Etwas, was sie über die Zeit verinnerlicht hat. Ho Jung berichtet aber auch von den weniger schönen Seiten ihres Lebens in Deutschland. Sie erzählt von Rassismuserfahrungen, die sie vor allem vermehrt seit der Corona-Krise machen musste. Unfassbare Momente, in denen Mitmenschen auf der Straße schnell den Mundschutz aufsetzten als sie Ho Jung sahen oder ihr "Corona" hinterherriefen. Das sind nur wenige Ausschnitte, die Alltagsrassismus zeigen und tiefe Enttäuschung und Verletzung hervorrufen. Auch in Südkorea reagiere man auf Menschen, die aus fremden Ländern kommen. Jedoch eher mit Neugierde als mit Ablehnung. Innerhalb der Staatsphilharmonie beschäftigt sie sich neben ihren vielfältigen Aufgaben innerhalb der Abteilung Kommunikation und PR- und Öffentlichkeitsarbeit mit dem BIPoC Gremium. Eine eigenständige Gruppe, die sich aus Menschen unterschiedlicher Herkünfte zusammen setzt. Die Mitgliederinnen tauschen sich aus, über ihre Leben in der Stadt Ludwigshafen aber auch über individuelle Rassismuserfahrungen. Die "Stadtphilharmonie", so nennen sie sich, entwickeln bei ihren Treffen ihre eigenen Projekte und bilden eine Community, die sich immer mehr empowern kann.
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