Mensch Musikerin: Catharina Waschke
Catharina Waschke ist bei der Staatsphilharmonie Expertin für Marketing und Development. Bevor sie 2019 nach Ludwigshafen kam, kümmerte man sich hier nur operativ um diesen Bereich, was sie schnell änderte. Eine permanente Resonanz herzustellen, um analog und digital das Orchester mit seinem Publikum kommunzieren zu lassen, ist für Catharina Waschke dabei der Dreh- und Angelpunkt ihrer Arbeit. Sie begreift diese als Kommunikation von Mensch zu Mensch und sieht sich dabei in der Rolle einer Dolmetscherin, die es vermag das zu übersetzen, was das Orchester macht, um dies im Anschluss für das Publikum interessant zu gestalten. Denn das Publikum ist eben der wesentliche Bestandteil des Konzerts. Für Catharina Waschke ist es wichtig zu wissen, was die Welt bewegt, denn nur so kann sie herausfinden, was die Menschen und die Gesellschaft umtreibt. Erst dann findet man heraus, so Catharina Waschke, wo man ansetzen muss, um Konzertkarten verkaufen zu können. Die Sichtbarkeit im digitalen Raum ist dabei nicht nur seit der Corona-Krise wichtig. Der digitale Marktplatz ist zum Superspreader von Informationen und Ereignissen geworden und so war es klar, dass auch die Staatsphilharmonie sich dort positionieren wird. Catharina Waschke ist 1977 im hohen Norden, an der Ostsee in einem kleinen Ort zur Welt gekommen. Sie wuchs dort mit zwei Geschwistern in einem Pfarrhaus auf. Ihre Eltern standen dem sozialistischen System der DDR kritisch gegenüber. Ihr Vater, ein Theologe, zog seine Kinder mit jener reflektierten Haltung und einem Willen zum selbst Denken und kritischen Hinterfragen auf. Catharina erinnert sich daran, dass ihr Vater ihr die Mitgliedschaft bei den jungen Pionieren verbot, da ihm das politische System, welches sich hinter dieser sozialen Gruppe versteckte, missfiel. Es war für sie als Kind nur schwer verständlich, eben anders und nicht Teil dieser Gruppe sein zu dürfen. An den Tag der Wende kann sich Catharina Waschke nur grob erinnern, doch sie wusste, dass ihre Eltern den Umschwung innerhalb ihres Landes mit angetrieben haben. Catharina Waschke fing in Rostock an Musikwissenschaften, Klassische Archäologie und Alte Geschichte zu studieren. Angespornt wurde sie von einem Interesse an der Kultur der Menschen, wie sich Gesellschaften entwickeln und formen und wie sich daraus eine Identität erstarkt. Darin erkennt sie einen Zusammenhang zwischen ihrem Job bei der Staatsphilharmonie und erklärt, dass für sie eben das Konzert die Weitergabe eines Kulturschatzes ist, durch den wir das kulturelle Gedächtnis lebendig halten können. Es ist ihr ein Anliegen mit ihrer Arbeit Geschichten zu erzählen, denn die Musik, die wir heute aufführen, beantwortet die Fragen unserer Zeit durch eine zeitgenössische Lupe. Die Zukunft des Orchesters sieht sie dabei durch unterschiedliche Konzepte gestärkt: Vor allem ist es weiterhin der digitale Raum, der genutzt werden kann, um mit dem Publikum zu kommunizieren. Jedoch sieht sie auch ein großes Potenzial im Bereich der Musikvermittlung, um die Zielgruppe zu erweitern, Zuhörer*innen zu erreichen, die sonst keine klassische Musik hören. Wie immer hat Moderator Jochen Keller einen Überraschungsgegenstand mitgebracht. Es ist eine alte "Pipi Langstrumpf"-Kassette. Catharina Waschke berichtet, wie sie als Kinder Kassetten aus dem Westen zugeschickt bekommen haben und dass sie, wie viele Kinder in den 70er und 80er Jahren, mit dem eigenen Kassettenrekorder die Hitparade mitgeschnitten hat. Natürlich darf der Rundgang durch Catharina Waschkes Wohnung in Heidelberg auch in diesem Podcast nicht fehlen. Anschließend berichtet Catharina Waschke noch, was die Pandemie ihr abverlangt, was sie stresst, mit welcher Musik sie gut entspannen kann, aber auch was sich durch die Corona-Krise Neues und Spannendes auftut. Ein Gespräch, welches einen interessanten Einblick in die Arbeit der Marketingexpertin bietet, aber auch zeigt: Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Freuen Sie sich darauf, ihre kennenzulernen.
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