Mensch Musiker: Stefan Kölsch
Während der Covid-19 Pandemie lag es auf der Hand als Institution und Landesorchester sich mit dem Thema Musik und Gesundheit auseinanderzusetzen. Denn mehrere Studien belegen schon jetzt, dass die Corona-Krise, vor allem durch die monatelangen Lockdowns, psychische Schäden verursachen können. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz widmet sich in der neusten Ausgabe des eigenen Magazins dem Schwerpunkt Musik und Gesundheit und zieht hierfür den Psychologen Prof. Dr. Stefan Kölsch zu Rate. Der Musikpsychologe forscht seit vielen Jahren an der Universität Bergen im Bereich medizinische und biologische Psychologie über neuronale Prozesse, die den Musik- und Sprachgebrauch beeinflussen. Die Ergebnisse seiner Forschung versammelte er 2019 in seinem Buch "Good Vibrations: Die heilende Kraft der Musik". Im Gespräch mit Dramaturgin Judith Schor und Musikvermittler Jochen Keller erzählt Stefan Kölsch von seinem Werdegang. Er absolvierte zunächst ein Musikstudium an der Geige in Bremen. Wegen gesundheitlichen Problemen entschied er sich jedoch gegen das Musizieren und absolvierte ein Studium in Psychologie und Soziologie, den Fächern, denen er bis heute treu geblieben ist. Er fing an am Max Planck Institut in Leipzig innerhalb des Gebiets der Neurowissenschaft und Gehirnforschung zu arbeiten. Seine Forschungsergebnisse sind faszinierend. Denn es geht nicht nur alleine darum, wie das Gehirn Musik verarbeitet, sondern vielmehr inwieweit die Musik soziale Prozesse anstößt und den gesamten Körper beeinflusst. Kölsch untersucht auch konkret Gehirne von Profimusikerinnen, die sich durch das Training ganz anders verändern, als "normale" Gehirne. Dabei ist es für ihn als Neurowissenschaftler jedoch immer noch ein Rätsel, wie ein Pianist, z. B. alle 32 Sonaten von Beethoven auswendig spielen kann. Prof. Dr. Kölsch gibt in der Folge hilfreiche Tipps für Musikstudierende und weist darauf hin, dass das regelmäßige Üben tatsächlich sehr sinnvoll ist (jede Minute am Instrument erzeugt neue Synapsen und Verbindungen im Gehirn). Aber auch für alle Nicht-Musiker hat Kölsch spannende Erkenntnisse: Denn negative Gedanken wirken sich sehr viel schlechter auf unsere Gesundheit aus, als die Medizin bislang vermutet hat. Mithilfe von Musik können wir jedoch die negativen Gedanken umleiten und uns auf schöne Erinnerungen fokussieren. Musik machen bedeutet dabei immer eine Teilhabe an einem sozialen Prozess: Studien zeigen, dass nach dem gemeinsamen Musizieren der Mensch fairer und friedfertiger agiert. Prof. Dr. Kölsch berichtet euphorisch von seinen Ergebnissen und nimmt die Zuhörerinnen mit in seine Welt der Neurowissenschaften und der Musikpsychologie und kann Ihnen bestätigen: Musik kann heilen.
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