Mensch Musiker: André Uelner
André Uelner kann auf einen aufregenden Lebenslauf zurückblicken. Mit 16 Jahren lebte er in einer Gastfamilie in den USA, durch die er zum Singen kam. Nach dem Abitur versuchte er dann sein Glück und sang an der Hartt School of Music vor. Mit Erfolg. Doch wie kommt ein Sänger zu einer Stelle als Agent für Diversität? Der gebürtige Heidelberger absolvierte 2007 eine Ausbildung als Theaterpädagoge und führte verschiedene Projekte in der Region durch. Eines dieser Projekte sollte eine Kooperation mit der Deutschen Staatsphilharmonie werden. André Uelner lernte hierrüber Beat Fehlmann kennen, der ihn auf die Stelle als Agent für Diversität aufmerksam machte. Er solle doch die Ausschreibung über seine Kanäle verbreiten. Doch André Uelner war von der Stelle so angetan, dass er sich selbst darauf bewarb und so zur Staatsphilharmonie kam. Seine breit aufgestellte Querschnittsaufgabe füllt er nun seit 2019 hier aus. Innerhalb seiner Tätigkeit erhält er immer wieder Fortbildungen, die im Rahmen des Förderprogramms 360 Grad der Kulturstiftung des Bundes durch geführt werden. Auch mit Hilfe eingängiger Recherchen zum Thema Diversität bildete sich der Agent fort und bemüht sich vor allem zu sensibiliseren. Als Agent macht er aufmerksam auf die personelle Zusammensetzung der Staatsphilharmonie: Im Vergleich zu den Bewohnerinnen im urbanen Raum Mannheim und Ludwigshafen zeigt sich, dass die Mitarbeitenden des Orchesters diese nicht abbilden. Zwar ist der Klangkörper international, jedoch ist dies nicht gleich divers. Musikerinnen, die ihre Wurzeln außerhalb Europas haben, sind innerhalb der Staatsphilharmonie in der Minderheit. Musikerinnen, die eine Behinderung haben, sind nicht im Orchesterbetrieb zu finden. Der Blick geht jedoch nicht nur auf das Personal, sondern soll auch auf das Publikum und das Programm gelenkt werden. André Uelner setzt sich dafür ein neue Formate und Projekte zu entwickeln, die neue Zielgruppen ansprechen, um somit das Publikum diverser zu machen. Gleiches gilt für das Programm, das er mit Projekten, wie dem Ensemble Colourage, die sich aus Musikerinnen der Staatsphilharmonie und Musikerinnen aus dem mittleren und nahen Osten zusammensetzt, schafft. Nicht immer stößt er innerhalb des Teams und im Orchester dabei auf offene Ohren. Vielel Musikerinnen zeigen zwar Interesse an der Notwendigkeit das Orchester diverser zu gestalten, viele aber sind auch ängstlich und nehmen diese Themen als Bedrohung war. Für André beginnt das Thema Chancengleichheit bereits beim Probespiel, dem Aufnahmeverfahren für junge Musikerinnen. Eine musikalische Ausbildung muss man sich leisten können, das Instrument und die vielen Unterrichtsstunden sind teuer. Wer es schafft am Ende zu einem Bewerbungsverfahren überhaupt eingeladen zu werden, zeigt wie offen ein Orchester mit den Bewerberinnen umgeht. Die Orchesterlandschaft soll sich wandeln und verändern, ohne ihr Fundament zu verlieren. Vielmehr sollen Räume entstehen, in denen ausprobiert und voneinander gelernt werden kann.
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